Alles ist mit allem verbunden. Wir alle sind Eins, kommen alle aus derselben Quelle, … und doch sind wir alle Individuen. Das ist das Mysterium des Menschseins.

Als Personen haben wir alle einen einzigartigen Klang, eine ganz bestimmte Frequenz oder man könnte auch sagen eine ganz bestimmte Wellenlänge. Als Physikerin nenne ich dies die Eigenfrequenz einer Person. Per-sonare bedeutet hindurch-tönen.

Was also tönt durch mich in die Welt? Nicht immer ist es der uns ursprünglich eingeschriebene Klang. Die Umstände, die Prägung in der Kindheit etc. führen manches Mal dazu, dass wir im Laufe der Zeit eher quietschen als schön klingen.

Vielleicht halten wir manches unterdrückt, was eigentlich von uns gelebt werden will, anderes leben wir dafür, was eigentlich gar nicht zu uns gehört. Nicht jede Rolle ist uns wie auf den Leib geschrieben.

Oftmals gelingt es uns erst in der zweiten Lebenshälfte, wieder unseren ganz eigenen, uns innewohnenden Klang zu entdecken, zu leben und zu erleben. Plötzlich erkennen wir, was längst durch uns in die Welt geboren werden will.

Was gibt mir Energie, was raubt mir Energie?

Die erste Lebenshälfte dient unter anderem dazu Erfahrungen zu sammeln, die es uns ermöglichen zu erkennen, was zu uns passt, was tut uns gut, was gibt uns Energie und was raubt sie mir. Oft sehen wir diese Gelegenheit aber gar nicht, sondern tun vielfach das, wovon wir denken, dass es von uns erwartet wird. Bis unser Quietschen unüberhörbar wird.

Ein Klang in der Umgebung vieler anderer Klänge kann entweder zu einem wunderbaren Orchestersound beitragen, oder aber zu einer hässlichen Schwebung verkommen, die kaum auszuhalten ist.

Die Kunst liegt darin, dies wahrzunehmen, sich selbst daran zu erkennen, sich dabei selbst zu lieben und immer mehr auch sich selbst zu leben. Stets sollten wir dabei prüfen: Wie harmoniert das, was ich gerade lebe mit meiner Umgebung und mit meinem Inneren?

Geht es mir und allen auf Dauer besser, wenn ich etwas ändere, so ist das vermutlich der richtige Weg. Geht es aber nur scheinbar besser, wenn ich mich ändere, und bei näherer Betrachtung vor allem den anderen, mir selbst aber nicht, oder nur mir, den anderen aber nicht, so dient das wohl kaum einem harmonischen Klang aller Beteiligten.

Manchmal ist es notwendig, das alte Umfeld zu verlassen

Wenn wir uns aufmachen, uns von unzuträglichen Energien zu befreien, um wieder zu unserem ganz eigenen Klang zu kommen, so setzen wir einen Prozess in Gang, der niemals aufzuhören braucht, der uns immer wieder lebendig macht und uns wieder zurück in den Fluss des Lebens bringt. Manchmal ist es dafür notweng, das alte Umfeld zu verlassen.

Der Fluss des Lebens bringt uns immer die Fragen, auf die wir die für uns richtige Antwort finden sollen. Antworten geben auf die Fragen des Lebens, das ist unsere Aufgabe. Wichtig dabei ist, die Fragen richtig zu formulieren. Nicht die Frage, „Was soll ich tun?“ führt uns zum Ziel, sondern die Frage „Wie kann ich mein Ziel am besten erreichen?“

Die richtigen Entscheidungen zu treffen, insbesondere dann, wenn sie weitreichende Folgen haben können, erfordert ein besonders hohes Maß an Klarheit und Präsenz, wodurch es möglich wird, die Vergangenheit zu würdigen und zu verabschieden und die Zukunft neu zu gestalten. Alles, was dafür wichtig und notwendig ist, will wahr- und angenommen werden.

Wahrnehmen braucht Zeit. Also gib Dir diese Zeit, um Dich mit all dem Notwendigen auseinanderzusetzen und vorzubereiten auf den nächsten wichtigen Schritt. Urteile wie gut oder schlecht, richtig oder falsch haben dabei wenig Aussagekraft. Meist erkennen wir erst im Rückblick, welche Bedeutung unsere Erfahrungen für unser Leben hatten. Und doch geht es in erster Linie um Gegensätze und feine Unterschiede und darum, sich davon berühren zu lassen.

Was genau resoniert in mir? Und wie reagiere ich darauf?

Alles, was mich berührt, sei es positiv oder negativ, hat mit mir zu tun und mit meinem inneren Wesen. Mit meinem ganz persönlichen Klang also.

Wie aber kann ich ein Individuum mit einem ganz persönlichen Klang sein, wenn wir doch alle eins sind und aus derselben Quelle kommen? Und warum löst eine Resonanz manchmal so große Schmerzen aus?

Dieser Frage möchte ich im Folgenden ein bisschen nachgehen:

Wodurch wird Leben zum Leiden?

Natürlich dreht sich mal wieder alles ums Bewusstsein. Die meiste Zeit unseres Lebens ist es uns nämlich gar nicht bewusst, dass wir alle eins sind. Was wir sehen, sind vor allem Unterschiede: Der eine ist größer als ich, die andere schöner, wieder ein anderer klüger oder erfolgreicher.

„Was hat sie, was ich nicht habe, ….?“  oder  „Was hat er, das ich selbst gerne hätte?“

Würden wir das alles wirklich nur beobachten und annehmen als das, was ist, anstatt es zu bewerten, so wären wir bereits auf dem Weg zu unserem wahren Selbst.

Dann würden wir vielleicht sagen: Wie innen, so außen.  Also gilt auch: Wie außen, so innen.

Dann ist auch das, was den Anderen ausmacht, ein Teil von mir. Also kann ich mich doch aufmachen, das in mir selbst zu entdecken und zu entwickeln was ich auch haben will oder eben in mir verändern, was mir nicht gefällt.

Warum aber sehen und vor allem fühlen wir das nicht so?

Ich glaube, das liegt gerade daran, dass wir nach unserem wahren Selbst suchen und dabei nicht sehen wollen oder können, was längst da ist. Solange wir danach suchen, schließen wir all das aus, was wir als unser Nicht-Selbst bezeichnen würden. Ken Wilber hat dies in seinem Buch „Wege zum Selbst“ sehr ausführlich dargestellt.

 

Versteht mich nicht falsch: Es ist nichts Schlechtes daran, nach seinem wahren Selbst zu suchen und der Frage nachzugehen, was passt zu mir? Was fühlt sich gut an? Was gibt mir Energie? Oder auch: Wie kann ich meine Blockaden loswerden?

Was wir dabei aber übersehen ist, dass auch das Gegenteil davon ein Teil von uns ist. Das, was mich aufregt, weil ich es nicht haben und die damit verbundenen Gefühle nicht fühlen will, hat genauso mit mir zu tun wie das, was ich bewundere oder bereits in mir selbst erkannt habe.

Was wir sattdessen sehen, ist nur ein Ausschnitt des Ganzen. Wir sehen bis zu einer Grenze, die uns vielleicht schützt, auf jeden Fall aber daran hindert, auch das zu sehen, was sich dahinter verbirgt und was wir nicht wahrhaben wollen oder können.

 

Wir alle sind Aspekte des Einen

Anstatt unsere Bewusstseinsgrenzen zu verschieben und uns selbst mit all unseren Fehlern zu lieben und anzunehmen, so, wie wir derzeit nunmal sind, anstatt zu akzeptieren, dass wir nicht achtsam waren oder es einfach nicht besser gekonnt haben, erfinden wir lieber Ausreden wie „Du bist schuld“ (selbst kleine Kinder sagen das schon, wenn etwas schief geht) oder „Die Umstände waren ungünstig“ und schieben damit die Verantwortung von uns. Sei ehrlich: Kennst Du diesen Impuls nicht auch von Dir? Tust oder sagst Du nicht auch manchmal etwas, das im Grunde nur darauf hindeutet, dass die Situation, so wie sie ist, und mit allem, was Du fühlst, in Deinen Augen anders sein sollte? Anstatt den Moment zu nehmen, wie er ist, läufst Du vor den Tatsachen davon.

Selbst vor der Liebe in uns verschließen wir manchmal die Augen und reagieren anders, als wir es eigentlich fühlen.

Was wir dabei vor allem sehen oder besser übersehen, sind unsere eigenen Blockaden: Das, was uns davon abhält wirklich frei und spontan zu entscheiden und zu handeln. Wir leben solange mit unseren unbewussten Grenzen, bis wir einen Anreiz finden, sie zu überwinden.

Als Beispiel ist links im Bild vereinfacht die Grenze zwischen innen und außen, zwischen konvex und konkav dargestellt. Wie wir sehen, ist sie im Grunde nur eine Art Gegenstand, die dem Ganzen hinzugefügt wurde. Würden wir ihn entfernen, wäre alles wieder Eins und fließend miteinander verbunden.

In unserem Alltagsleben zeigen sich Grenzen oftmals als ganze Grenzgebiete. Manchmal sind sie wie ein ganzes Minenfeld, so scheint es, ein anderes Mal vielleicht nur eine ganz spezifische Angst, die überwunden werden muss. Jedesmal aber ist höchste Präsenz und Achtsamkeit gefragt, um einen grenzgebenden Widerstand zu überwinden.

Die Art des Widerstands zu erkennen, kann entscheidend sein. Ist es eine Gefühlsenergie, die durch ein traumatisches Erlebnis in den Körper verschoben wurde, weil die Seele mit ihrer Verarbeitung überfordert war? Oder ist es ein Glaubenssatz, der sich eingenistet hat, weil das bei uns schon immer so gemacht wurde?

Die Lösung für das Auflösen der Blockaden liegt immer im „Jetzt“, auch dann, wenn der Auslöser in der Vergangenheit oder in einer Angst vor der Zukunft liegt.

Das, was war und das, was in Zukunft sein kann, kann jetzt gedacht und gefühlt, erlöst oder manifestiert werden. Im „Jetzt“ ist alles enthalten: Das Gute und das Böse, das Gelingen und das Versagen, die Liebe und die Angst. Im „Jetzt“ stellst Du die Weichen für Deine Zukunft.

„Dein Böses ist die Waffe und die Rüstung Deines Guten, und dein Gutes ist die Tarnung und der Schutz Deines Bösen.“     
Safi Nidiaye in „Die Stimme des Herzens.“

Im Grunde geht es doch vor allem darum, unsere Ausreden loszuwerden, unsere Vorwände, unsere Einwände, unsere verschlossenen Türen und Herzen. Und es geht darum, dann die für uns richtige Antwort auf die Situation zu finden und den nächsten Schritt zu tun, dann, wenn die Zeit reif dafür ist. All das zu erkennen und zu entscheiden ist unsere Aufgabe, ein Leben lang. Die Ressourcen, die uns dabei zur Verfügung stehen, sind unsere Talente und Erfahrungen. Die spezifische Mischung all dieser Gaben ist das Elixier für unsere Lebensaufgabe.

Die Aufgabe wechselt nicht nur von Mensch zu Mensch – entsprechend der Einzigartigkeit jeder Person –, sondern auch von Stunde zu Stunde, gemäß der Einmaligkeit jeder Situation.
Viktor Frankl

Die Grenzen unseres Bewusstseins aufzulösen um über uns selbst hinauszuwachsen, ist somit Teil unserer Lebensaufgabe und führt dazu, das Licht unseres Wesenskerns mehr und mehr erstrahlen zu lassen.  „Die Lebensaufgabe findest Du auf dem Grund“, sagt Uwe Albrecht. Was er damit vermutlich meint, ist die Freude an bestimmtem Tun, das immer spielerischer, freier und sinnerfüllter wird, je mehr wir unsere Blockaden gelöst und unsere Bewusstseinsgrenzen erweitert haben.

Der Weg zu unserer Einzigartigkeit auch im Bewusstsein der Einheit geht über Freude und Sinnerfüllung. Das, was uns am meisten Freude bereitet, weil es uns persönlich sinnvoll erscheint, das ist der Weg in unsere Lebensaufgabe.

Dieser Weg scheint nicht immer vernünftig zu sein, doch bringt er uns genau die Erfahrungen, die uns unsere Grenzen überwinden lassen und unsere Einzigartigkeit ausmachen. Dieser Weg erfordert Mut und macht uns zu einer echten Persönlichkeit.

Aber Achtung: Damit ist nicht gemeint, dass Du ab heute nur noch Dinge tun sollst, die Dir Freude machen. Es geht vielmehr darum, die Freude in Dir selbst zu entdecken, weil Du Dinge tun kannst, die Dein Herz erfreuen und Dir das Gefühl von erfüllt sein geben.

Diese Freude und Sinnerfüllung trägt Dich dann auch durch Zeiten, in denen das Leben von Dir etwas fordert, was nicht so viel Spaß macht (wie z.B. Steuererklärung, Müll rausbringen, Ängste auflösen …).

Irdisches Leben verlangt von uns allen, alle möglichen Gefühle zu erfahren und anzunehmen. Und diesen Weg hat jeder von uns ganz individuell zu beschreiten.

 

Die eine Wirklichkeit

Was wir Abendländer Gott nennen, wird als die eine Wirklichkeit gesehen, die sich vielgestaltig offenbart, dabei aber immer sie selber bleibt. Sie ist wie das Meer, das sich in millionen-fachem Wellenschlag offenbart, aber immer das gleiche Wasser bleibt.
Willigis Jäger

 

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as@astridschellenberger.com

Herzliche Grüße,

Astrid

Dr. Astrid Schellenberger

Physikerin, Künstlerin, intuitive Mentorin

Als intuitive Mentorin sorge ich dafür, dass Du den Sinn hinter extremen Herausforderungen in Deinem Leben erkennen und Lösungswege finden kannst.  
Extreme Umbruchszeiten erfordern Mut, um Neues zu wagen, und eine gute Beziehung zu Dir selbst. 

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