Im ersten Teil von „Führen und Führen lassen“ (siehe letzten Blogartikel) ging es um Gewaltfreiheit als das erste Aikido Prinzip. „Gewaltfreiheit setzt Selbstliebe voraus“, könnte man die Schlussfolgerung beschreiben.

Tatsächlich bin ich weniger emotional und weniger manipulierbar, wenn ich meine eigenen Ziele und Bedürfnisse kenne und gelernt habe, mich zu lieben und anzunehmen, wie ich bin. Oder kurz gesagt: Wenn ich meinen Standpunkt kenne und weiß, wer ich bin.

Gewalt entsteht häufig dadurch, dass ich instinktiv, anstatt intuitiv reagiere. Dabei werde ich eher vom limbischen System, d.h. spontan auftauchenden Gefühlen geleitet, die ihre Ursachen nicht selten in den Verletzungen unseres inneren Kindes haben, anstatt von der Weisheit meiner Seele. Wenn eine Situation bedrohlich wirkt, ist die Schnell-Botschaft an unser Gehirn „Fight oder flight“. Nicht gerade sehr einfallsreich, wie ich finde. Wo uns doch das Leben immer unendlich viele Möglichkeiten zur Verfügung stellt.

Unser Gehirn kann mehr als „fight oder flight“

Einen eigenen Weg jenseits von „Fight oder flight“ können wir uns erarbeiten, indem wir überholte Muster in neue verwandeln.

In diesem Beitrag will ich aufzeigen, warum ausgerechnet Aikido, eine Kampfkunst, uns hilft, neue Wege jenseits von Flucht oder gewalttätigem Kampf zu finden. Ich nenne diesen Weg „ein Ringen um …“, oder auch „Mein effektiver Wirkungsbereich“ und Aikido ist nur eine von vielen Möglichkeiten um den eigenen effektiven Wirkungsbereich zu verändern.

 

  1. Prinzip: Effektiver Wirkungsbereich

Welche Wirkung hat Dein Leben?

Im chinesischen Weisheitsbuch I Ging gibt es einen Vers (Hex. 20) mit dem Titel „Betrachtung Deines Lebens“, und das ist es, was Du tun solltest, um zu erkennen, was die Wirkung Deines Lebens ist: Betrachte einmal die verschiedenen Bereiche Deines Lebens: In welchen Umständen lebst Du, wie glücklich bist Du, wie ehrlich bist Du zu Dir selbst, wie ehrlich zu anderen, wie sind Deine Beziehungen, die Du pflegst und mit welchen Menschen bist Du am meisten zusammen?

Und vor allem, wie glücklich sind die Menschen, wenn sie mit Dir zusammen sind?

Am Beispiel des Aikido können wir die Wirkung am einfachsten in drei Perspektiven einteilen:

  1. Der eigene Wirkungsbereich (siehe unten Abbildungen a und d))
  2. Der Wirkungsbereich des Übungs-Partners (siehe unten Abbildungen a und d))
  3. Der gemeinsame Wirkungsbereich (siehe unten Abbildungen b, c und e).

Betrachten wir zunächst unseren eigenen Wirkungsbereich:

Sicher hat jeder schon einmal die Erfahrung gemacht, wie unterschiedlich es sich anfühlt, aufrecht oder gebeugt zu stehen, zu lächeln oder ernst zu schauen, ordentlich oder unordentlich zu sein, sich gut und passend zu kleiden oder nicht, …. Alles, was einen Unterschied macht, hat eine Wirkung – auf uns selbst, wie auf unsere Umgebung.

Die innere Haltung und die Ernsthaftigkeit im Üben spielen im Aikido eine entscheidende Rolle. Der richtige Stand, der richtige Abstand vom Übungspartner und die Körperhaltung sagen viel darüber aus, ob ich zum Kampf bereit bin oder nicht.

Erkennen ist Macht

Trainieren wir mit Waffen, reicht ein leichtes Kippen des Schwertes nach außen, um den Übungspartner zum Angriff einzuladen. Und ein einziger Schritt aus der ursprünglichen Linie reicht aus, um den Angriff ins Leere laufen zu lassen. Wie machtvoll das Erkennen des jeweiligen Wirkungsbereiches ist, wird hier bereits deutlich.

Unseren körperlichen Wirkungsbereich können wir uns symbolhaft als eine Art Kugel vorstellen. Dabei betrachten wir die Körperachse samt Armen und Beinen wie dargestellt in Abb. a) und stellen uns mögliche Bewegungen in allen 8 Raumrichtungen vor (vorne/hinten, oben/unten, links/rechts, Drehung nach links/rechts).

Beim Annähern an den Übungspartner geht es zunächst darum, den richtigen Abstand zueinander festzulegen. Ohne Waffen ist der ideale Abstand der, bei dem sich die ausgestreckten und leicht gebeugten Arme am Handgelenk berühren (siehe Abb b).

Wir sehen in Abb b) deutlich, dass sich hier die beiden Wirkungsbereiche bereits überlappen. Durch die Berührung eröffnet sich ein gemeinsamer Raum und die Möglichkeit, gemeinsam etwas Neues zu gestalten.

Unser geistiger Wirkungsbereich ist viel größer als der rein körperliche

Wie variantenreich diese Möglichkeiten sind wird deutlich, wenn wir uns die Bilder d) und e) anschauen. Hier ist angedeutet, dass unser Wirkungsbereich in Wahrheit viel größer ist als der rein körperliche. Jeder Mensch ist ein geistiges Wesen und der Körper nur die größte Verdichtung seines Energiefeldes. Berührung und der gemeinsame Raum beginnen also viel eher als mit der Berührung der Körper. Darauf ausführlich einzugehen würde an dieser Stelle allerdings zu weit führen und sei deshalb hier nur angedeutet.

Ohne allzu sehr in die Feinheiten des Aikido einzutauchen, will ich noch ein paar Worte zu den nun folgenden Möglichkeiten im System des Aikido sagen:

Jeder Angriff fordert uns auf, selbst in Bewegung zu kommen:

Von der Linie zu gehen, um sich aus der Gefahrenzone zu bringen, die Sicht des Angreifers einzunehmen um seine Absichten zu erkennen und die Situation unter die eigene Kontrolle zu bringen. Dabei geht es immer um eine Bewegung der eigenen möglichst aufrechten Achse, also eine aufrechte Bewegung im Raum, nicht so sehr im eigenen Inneren.

Eine innere Ruhe bewegt sich aufrecht durch den Raum.

Im Idealfall bewegt sich also eine innere Ruhe in aufrechter Haltung durch den Raum, stets dabei verbunden mit Himmel und Erde.

Sicherlich wird spätestens hier deutlich, warum man Aikido so viele Jahre üben kann, ohne jemals am Ende der eigenen Entwicklung anzukommen. Nicht selten ist eine – von außen betrachtete – scheinbare innere Ruhe nur ein dicker Deckel auf dem Herzen. Darunter verbirgt sich dann entweder ein brodelnder Vulkan oder die Vorstufe zu einer handfesten Depression. Aikido richtig zu verstehen und zu trainieren ist deshalb wirklich eine Kunst.

Je nach Anfangsbedingungen, positionieren wir uns nach erfolgtem Angriff entweder Seite an Seite mit dem Angreifer, wie um ihn dort abzuholen indem wir seine Sicht einnehmen, oder wir treten direkt in seinen Wirkungsbereich ein in der Absicht, ihn in seiner Achse, quasi von innen heraus, zu bewegen (siehe Abb. c).

Aikidokas unter den Lesern mögen mir die einfache und sehr schematische Darstellung des Geschehens verzeihen. Weder die Bilder noch die Beschreibungen können so der Vielfalt und Schönheit des Aikido in irgendeiner Weise gerecht werden.

Hier soll es einfach ums Prinzip gehen und darum, was wir von den Prinzipien des Aikido für unser Leben lernen können.

Aikido hat System und Wirkung

Aikido bietet uns ein System, eine Struktur, einen geschützten Raum und einen festen Rahmen um die Prinzipien des Lebens zu erforschen. Insbesondere, weil wir mit vielen verschiedenen Menschen trainieren, haben wir die Möglichkeit, den eigenen Wirkungsbereich ständig zu verfeinern.

Das Training ist anfangs mühsam, anstrengend und manchmal hart. Dennoch bringt es große Freude. Und es beschenkt uns mit einer Menge an Erkenntnissen über uns selbst und den Weg zu Freiheit und Selbststimmung durch Unterordnung unter die kosmischen Gesetze. Wie konkret diese Aussage tatsächlich ist, werden wir im nächsten Blog-Artikel erfahren, wenn es um die kreis- bzw. spiralförmigen Bewegungen der Aikido-Techniken geht.

Hast Du Fragen dazu?

Vielleicht war nicht alles ganz leicht nachvollziehbar.

Wenn Du nur eines daraus lernen kannst, dann das:

Alles hat auf alles eine Wirkung.

Welche möchtest Du sein?

 

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Dann interssieren Dich vielleicht auch die weiteren Beiträge zu den Aikido-Prinzipen für unser Leben.
Alle Beiträge stehen unter dem Motto:
„Führen und sich führen lassen – worauf es im Leben wirklich ankommt“.

Die Teile 1-5 behandeln folgende 5 Prinzipien:

1. Prinzip: Gewaltlosigkeit
2. Prinzip: Effektiver Wirkungsbereich
3. Prinzip: Kreis- bzw. spiralförmige Bewegungen
4. Prinzip: Verbunden sein
5. Prinzip: Ki – Die Universelle Lebensenergie

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Wie immer freue ich mich über Fragen oder einfach Deine Sicht auf das Thema.

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Dr. Astrid Schellenberger

Physikerin, Künstlerin, intuitive Mentorin

Als intuitive Mentorin sorge ich dafür, dass Du den Sinn hinter extremen Herausforderungen in Deinem Leben erkennen und Lösungswege finden kannst.  
Extreme Umbruchszeiten erfordern Mut, um Neues zu wagen, und eine gute Beziehung zu Dir selbst. 

Und genau darin will ich Dich unterstützen.

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